Streetart-Tour durchs Karoviertel

Neben der Schanze und St. Pauli ist vor allem das Karoviertel, so klein es auch sein mag, ein Garant für eine ungeheure Streetart-Dichte. Lasst euch von der Kunstvielfalt dort begeistern und verzaubern.

Als mich vor einiger Zeit marymee via Instagram anschrieb und mir eine private Streetart-Führung anbot, konnte ich mein Glück kaum fassen. Denn marymee ist in Hamburg eine der großen Experten in Sachen Streetart. Zudem vernetzt und fördert sie die Artists. Für mich hatte sie sich schon – natürlich ohne ihr Wissen 😉 – zu einer Art Guru für Kunst im öffentlichen Raum entwickelt, da ich dank ihrem Instagram-Account täglich mehr über Streetart lernen kann. Und neulich war es dann endlich so weit: wir trafen uns, quatschten ein wenig und zogen von der Rindermarkthalle aus los.

Ziel war das wenige Straßen umfassende Karolinenviertel – kurz auch einfach nur Karoviertel genannt. Hier ist derart viel Streetart zu finden, dass ich mich in einen regelrechten Rausch knipsen konnte – wobei meine Ohren ständig an den Lippen von marymee klebten, die mein Hirn mit sehr vielen interessanten Zusatzinformationen versorgten. Natürlich kann ich euch hier jetzt nicht alle 300 Bilder, die ich gemacht habe, zeigen. Ich wollte mich auf 20 beschränken. 24 sind es geworden. Thematisch etwas gebündelt. Für mehr Übersichtlichkeit. Jetzt aber endlich mal los!

Fangen wir mal mit zwei der vielen, vielen Murals an, die dort an den Hauswänden prangen. den Anfang macht dieses blau-bunte Kunstwerk, dass im Rahmen der Millerntor Gallery im Auftrag von Viva con Agua entstanden ist. Künstler: Cranio Artes.

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Beim folgenden Mural ist mir der Künstler leider unbekannt. Und auf den ersten Blick macht es auch nicht soooooo viel her. Ist halt ein Baum. Punkt. Der Clou ist aber, dass direkt vor dem Haus ein echter Baum steht. Damit sieht man nur im Herbst und im Winter, was sich hinter der Realität an der Wand verbirgt. Eine wirklich tolle Idee!

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Machen wir mit ein paar Fassaden weiter. Diese hier ließ mich nämlich vor Ehrfurcht erstarren, als marymee verriet, von wem sie ist (und bevor ich das Tag sah). Denn hier war kein Geringerer als Oz am Werk. Ihr wisst schon, der legendäre Graffiti-Künstler, der 2014 starb und der wie kein anderer Artist den öffentlichen Raum in Hamburg prägte.

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Immer wieder toll sind die Freaks von Rebelzer, die man quasi überall in Hamburg finden kann. Der Künstler hat hier auch einen eigenen Laden und arbeitet unter anderem mit der Millerntor Gallery eng zusammen. Bei mir um die Ecke hat er vor ein paar Jahren eine Mauer gestaltet. Ein komplettes Haus von ihm habe ich indes noch nicht gesehen. Dementsprechend geflasht war ich. Die Fassade hat er übrigens zusammen mit Björn Holzweg gestaltet:

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Nicht minder auffällig ist die Hauswandgestaltung von Vaughn Bode in der selben Straße – auch wenn der Stil ein komplett anderer ist. Kleine Klugscheißpraline am Rande: die Bodes sind inzwischen Künstler in dritter Generation. Vaughns Sohn Mark findet man zum Beispiel mit seinen Werken auf Instagram (*klick*)

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Soviel erst einmal zum Thema Farbe direkt auf Wände. Kommen wir zum Klebzeugs. Also zu den Paste-Ups. Da fallen natürlich die Stencil-Arbeiten besonders auf. Mit am häufigsten sind mir da die facettenreichen Arbeiten von Marshal Arts (ihr wisst schon, der Stencil-Künstler, der mich neulich so mit seiner Ausstellung begeistern konnte) vor die Augen gekommen:

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Ich persönlich habe einen kleinen Freudentanz aufgeführt, als ich endlich mal die T.O.E.-Hommage an robi the dog, der ja im vergangenen Jahr gestorben ist, mit eigenen Augen sehen konnte. Ein geniales Zusammenspiel von zwei Paste-Ups:

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Als ich am Rechner meine Fotoschätze von der Tour gesichtet habe, hat mein Herz kurz geblutet, denn ich wollte euch unbedingt noch ein Paste-Up von T.O.E. (hier geht’s zum Porträt, das ich über ihn geschrieben habe *klick*) zeigen. Nur leider ist das Foto nix geworden. Zu unscharf. 😦 Ich muss in Zukunft echt darauf achten, nicht zu sehr in einen Streetart-Freudentaumel zu geraten, um sorgfältiger knipsen zu können. Das Bild reiche ich euch bei Gelegenheit nach. Als kleines Trostpflaster gibt es jetzt noch mal ein Werk von robi the dog:

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Kommen wir zurück zu den Freudentänzen. Denn einen solchen hat auch marymee während unserer Tour aufgeführt. Es gibt da nämlich einen Hausdurchgang mit Tür, die normalerweise immer verschlossen ist, an genau diesem Tag aber dank Bauarbeiten geöffnet war. Ein Jammer, dass die Tür meistens zu ist, denn in dem Durchgang gibt es ein riesiges Paste-Up von Los Piratoz, ihres Zeichens Urgesteine in der Hamburger Streetart-Szene. Los Piratoz waren übrigens die ersten Artists, die ihre Kunst auch auf Kacheln (Tiles) an die Wände gebracht haben – eine Technik, die von Hamburg inzwischen die ganze Welt erobert hat. Aber kommen wir endlich zum Paste-Up. Da:

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Besonders angetan haben es mir dann wiederum die Paste-Ups von Le Loup, dessen Markenzeichen vor allem Menschen mit Gasmasken sind, der aber auch in viele andere Richtungen wie zum Beispiel Steampunk geht. Seine Arbeiten haben für mich eine ganz besondere innere Spannung und lösen in mir emotional sehr viel aus. Kurze Erklärung zum ersten Foto: das kleine Männchen auf der Schulter gehört nicht zum Paste-Up, sondern wurde zusätzlich von Siggi angebracht. Seinen Walter kann man im Karoviertel recht häufig finden (und ich habe zuvor zwei Wochen lang vergeblich auf Hamburgs Straßen nach ihm gesucht!)

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Mich beeindruckt ja immer wieder, wie sehr Streetart mit der direkten Umgebung spielt, beziehungsweise diese für sich zu nutzen weiß. Bestes Beispiel ist dieses süße Paste-Up von Rude:

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Wenn ihr mal im Karoviertel seid, solltet ihr euch auch die Hausdurchgänge zu den Hinterhöfen genau anschauen. Was da alles an den Wänden zu finden ist … einfach nur prachtvoll. Hier mal eine Wand, die von Hallo Karlo gestaltet wurde und für die er Paste-Ups von so ziemlich allen Streetartists verwendet hat, die hier in Hamburg kleben:

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Ob nun große oder kleine Kunst – im Karoviertel findet man so ziemlich alle Streetarists. Es folgen ein paar weitere Eindrücke. Den Anfang macht ein Paste-Up von Absinth:

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Häkelkunst von Trottoir:

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Natürlich dürfen die Pilze von Sope nicht fehlen:

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Auch die Herzwerke von Sneaky Hearts lassen sich hier häufig finden:

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Unvergleichlich gut sind die Arbeiten von My Marie Style:

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Hier haben wir gleich mehrere Artists auf einem Fleck, nämlich (von links nach rechts) Party Polyp, Zonenkinder, Make8 und Sope.

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Dieses geniale Insekt ist von einsa ce:

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Dave the Chimp integriert seine Bohne perfekt in die Umgebung:

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Und zum Abschluss noch die supersüßen Ballons von Faggel, denen zwar schon ein paar Augen fehlen, die aber trotzdem voll sweeeeeet sind:

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Bleibt mir nur zu hoffen, dass euch die Impressionen gefallen haben. Sie sind tatsächlich nur die Spitze des Streetart-Eisbergs im Karoviertel. Vielleicht habt ihr ja mal Lust, euch selbst dort umzuschauen? Oder noch besser: macht doch mal eine Führung mit! Empfehlen kann ich euch da vor allem die Touren der Street Art School. Die haben mit Claudia nämlich eine weitere Expertin mit an Bord. Und die sagte mir neulich, dass es mit den Führungen wohl wieder im April oder Mai losgehen wird – sobald das Wetter halt wieder richtig gut ist. Auf der Facebook-Seite der Schule könnt ihr euch bei Interesse informieren.

 

 

8 Kommentare Gib deinen ab

  1. Christiane sagt:

    Toller Rundgang, tolle Bilder (mal wieder), toller Tipp zum Schluss. Mir geht es (vielleicht) ähnlich, wie es dir gegangen ist: Ich sehe diese umwerfenden Sachen an den Wänden und frage mich, von wem das alles ist und wie man das als Nicht-Szene-Mitglied herausbekommt. „Führung mit Experten“ klingt da schon mal echt gut. Danke!
    Liebe Grüße
    Christiane

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    1. Elbgängerin sagt:

      Solche Führungen kann ich echt nur empfehlen! Man erfährt wirklich eine Menge. Klar, sich da auch noch alle Namen der Künstler zu merken, ist schwierig. Deshalb kleiner Tipp: Instagram. Fast alle Künstler tummeln sich da. Kann man also viel lernen. Besonders wertvoll sind die Accounts der Street Art School und natürlich marymee61. Beide ordnen die Werke auch den Künstlern zu. Wenn ich mal unsicher bin, von wem was ist, dann schaue ich bei denen nach – und bin hinterher immer schlauer. 😄

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      1. Christiane sagt:

        Erst mal lese ich bei dir, dann schaue ich weiter 😉
        Aber danke, ja, dass man mehr davon rauszieht, wenn man so eine Tour vorbereitet und nicht ALLES neu ist, daran hab ich auch schon gedacht.
        Liebe Grüße
        Christiane

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      2. Elbgängerin sagt:

        Bei mir wirst du regelmäßig was in Sachen Streetart zu lesen bekommen, liebe Christiane. Keine Frage. Bin da nachhaltig angefixt. Und jetzt, wo es wärmer wird, kommen hoffentlich auch bald wieder neue Kunstwerke dazu. 😍 Herzlich Nicole

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  2. ellen sagt:

    Ja…das finde ich auch, erst mal lese ich mich bei dir schlau.
    Ich kann mich gar nicht genug sattsehen an den Streetart Bildern…herrlich!
    Meinetwegen gerne alle 300 hintereinander weg, 😉
    Danke füre Teilen!
    ❤ liche Grüße
    Ellen

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    1. Elbgängerin sagt:

      Wenn ich hier 300 Bilder in einem Beitrag poste, sprenge ich wahrscheinlich meinen Worpress-Account. 😂 Aber ich seh schon: meine Streetart-Begeisterung trifft hier auf Gegenliebe. Es würde auch ohne noch mehr kommen, aber so macht es natürlich noch mehr Spaß. Du wirst hier demnächst noch mehr Augenfutter bekommen, liebe Ellen. Versprochen. 😄
      Herzlich
      Nicole

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      1. ellen sagt:

        Klasse! mach doch ne Collage, ich z.B. verkleinere meine Bilder mit dem Windows Live Writer..

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      2. Elbgängerin sagt:

        Muss ich mich mal schlau machen. Fuchse mich immer noch in Sachen Bildbearbeitung ein. Zu klein möchte ich sie nicht, damit man auch noch gut was erkennen kann. Aber Luft nach oben habe ich da eh noch. 😂 Mal schauen, was ich bei den nächsten Beiträgen alles noch optimieren kann. 😄

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