Trip nach Paris: Die Seine kann der Elbe einfach nicht das Wasser reichen

Vergangenen Sonntag ging es für meinen geliebten Elbläufer und mich ein paar Tage nach Paris. Die Stadt ist wirklich wunderschön. Aber leben möchte ich dort nicht.

Keine Bange, ihr bekommt hier jetzt keinen klassischen Touristenreisenachbericht serviert. Und ich will euch auch keinen Meckerschwall ins Gemüt drücken. Schließlich hat mir unsere Parisreise wirklich enorm gefallen. Die grandiosen Gebäude, die Häuserschluchten und all die schönen Sehenswürdigkeiten kann man ja eigentlich nur toll finden (und ja, ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich mich in den Eiffelturm verknallt habe – lang lebe das Klischee!). Aber zugleich ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr ich Hamburg liebe – und wie gut ich es dort habe. Und das hat mehrere Gründe.

Das Essen

Frankreich und Kulinarik gehören einfach zusammen. Nur leider nicht unbedingt in Paris. Wir haben in der Nähe von Les Halles gewohnt, wo sich ein Restaurant ans nächste reiht. Und überall gab es Burger, Sandwiches und Salat. Mainstream pur. Da nützte es auch nix, dass die kleinen Restaurants und Bistrots einfach goldig aussahen. Wir mussten in der Tat ziemlich suchen, bis wir zwei Restaurants gefunden hatten, die keine Burger auf der Karte hatten – und auch noch bezahlbar waren. Die Suche hat sich dann aber mehr als gelohnt. Vor allem das L’Escargot Montorgueil hat es uns mit seiner authentisch-französischen Küche angetan. Ich habe da zum ersten Mal in meinem Leben Schnecken (ich liebe sie!), Markknochen (interessant) und sogar Foie gras (leider sehr lecker, auch wenn ich arge Gewissensbisse hatte) probiert. Das war schon toll, aber die Sucherei hat echt genervt. In Hamburg bekommt man selbst an den touristischsten Orten ein vielfältigeres Angebot. Und das dann auch noch für jede Geldbeutelgröße.

Die Straßen

Wer auch immer sich beschwert, dass Hamburgs Straßen dreckig sind, sollte unbedingt mal nach Paris fahren. So charmant die Häuser auch sind, die Gehwege könnten dringend einen Schrubber gebrauchen. Denn in Paris werden die Gehwege nicht wirklich gereinigt, sondern morgens nur einmal mit Wasser abgespült. Das dann allerdings auch sehr lange. Erst gen Mittag nehmen die Rinnsale in den Gossen etwas ab und versiegen dann ganz. Das Thema Wasserverschwendung spare ich mir hier jetzt mal – es liegt ja auch so auf der Hand. 😉

Die Métro

Seid ihr schon mal mit der Métro gefahren? Die Bahnen wuppen mächtig was. Einige Linien fahren sogar im Minutentakt. Die Züge sind meistens trotzdem proppenvoll. Und alt. Ebenso wie die meisten Stationen. Alles ein wenig abgefuckt. Dafür ist die Métro-Fahrerei spottbillig. In Hamburg zahlt man locker doppelt soviel. Was aber in Paris ein echter Graus ist: umsteigen. Oft muss man minutenlang durch ein Tunnellabyrinth wuseln, um zu einer anderen Linie zu kommen. Ich kam mir da manchmal vor wie eine Laborratte, die durch die Gänge gescheucht wird. Da hat Hamburg seine Umsteigstellen doch schon sehr optimiert. Das weiß ich jetzt zu schätzen.

Die Sicherheit

Nach all den Anschlägen hat man in Paris die Sicherheitsvorkehrungen extrem verschärft. Leuchtet ja auch irgendwie ein. An jeder Sehenswürdigkeit, in jedem Einkaufszentrum gibt es Taschenkontrollen. Am Eiffelturm und in der Pariser Oper waren sogar Metalldetektoren im Einsatz. Kann ich alles verstehen und nachvollziehen, obwohl die Taschenkontrollen wohl eher der Abschreckung dienen sollten, denn die waren derart oberflächlich, dass man durchaus etwas hätte reinschmuggeln können. Was mich aber wirklich gestört hat, waren die sehr auffälligen Polizei- und Militärpatrouillen. Vierer-Polizeipatrouillen gibt es in Hamburg inzwischen ja auch vermehrt. Aber die sind irgendwie diskreter. Die Maschinengewehre wirken kleiner, die Männer am Abzug nicht so grimmig und aggressiv. Die Militärmänner waren noch furchteinflößender. Ich habe mich durch die verstärkte Präsenz nicht wirklich sicherer gefühlt. Im Gegenteil. Mir haben sie Angst gemacht. Und dadurch habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben in meiner Freiheit eingeschränkt gefühlt. In Hamburg wird ja auch verstärkt gesichert. Zum G20-Gipfel wird das dann auch hier auf die Spitze getrieben. Aber eben ohne Militär. Und mit hanseatischer Diskretion. Das ist schon ein Unterschied.

Die Seine

Hach, die Seine. Romantik pur. Ein lauer Frühlingsabend. Picknicken unter der Pont Neuf. Genau das haben wir gemacht. Und es war wirklich wunderschön. Aber jeden Tag müsste ich die Seine nun wirklich nicht haben. Dafür ist sie mir zu klein und zu harmlos. Da ziehe ich die sich mächtig wälzende Elbe ganz eindeutig vor. Auf der tuckern dann auch nicht nur die Touri-Schiffe herum, sondern man kann mächtige Pötte an sich vorbeiziehen sehen. Das ist ein ganz anderes Flusskaliber, das Freiheit pur verspricht.

Ja, ich weiß. Ganz fair bin ich in meiner Argumentation nicht vorgegangen. Zumal ich die vier Tage in Paris wirklich sehr, sehr, sehr genossen habe. Die Stadt ist immer wieder eine Reise wert. Aber leben möchte ich dort wirklich nicht. Diesbezüglich habe ich mein Herz halt für immer an Hamburg verloren.

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. ellen sagt:

    Herrlich – ja mit der Metro bin ich dort auch gefahren, ist ein wahres Erlebnis. 2014 ist es in der Nacht gewesen. Paris hat was!
    Liebe Grüße
    Ellen

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    1. Elbgängerin sagt:

      Hui, gleich nachts? Das ist dann wohl richtig hardcore. Respekt!

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      1. ellen sagt:

        Lach..mein von mir getrennt Lebender wollte unbedingt damals nachts los…seufz. Was macht freu nicht alles mit 😉

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  2. ellen sagt:

    ein a statt e hinterherwerfe

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